Fragen zu H1N1 2009

Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hat am 10. November 2009 eine Liste von Fragen und Antworten zu der neuen Pandemie-Influenza H1N1 veröffentlicht, die Ich Ihnen hier in einer Übersetzung (mit Anpassung an deutsche Verhältnisse) zugänglich machen möchte.

Warum sollte ich mich impfen lassen?

Impfungen gehören neben Hygiene und Verhaltensmaßnahmen zu den wichtigsten Mitteln zur Vermeidung von Erkrankungen oder Todesfällen während der gegenwärtigen globalen Influenza-Pandemie. Während der Pandemie 2009/2010 liess die Entwicklung zwar vermuten, dass die Erkrankung der meisten an H1N1-Influenza Menschen wahrscheinlich einen leichten Verlauf nehmen würde, es erkrankten jdeoch einige Menschen schwer und verstarben an den Folgen der H1N1-Influenza. Dies waren nicht nur Personen, die zu Risikogruppen gehörten, sondern auch junge und gesunde Personen - die Hälfte aller Verstorbenen in Deutschland war unter 40 Jahre.

Wer wird zuerst geimpft?

Im Winter 2009 war die Menge der verfügbaren Impfstoffe zeitweilig begrenzt. Die Entscheidung über Impfempfehlungen oblag zwar den Mitgliedsstaaten der EU, die obersten Gesundheitsbehörden der EU hatten jedoch folgende Risikogruppen definiert, die zuerst geimpft werden sollten:
  • alle Erwachsene und Kinder älter als sechs Monate mit chronischen Erkrankungen
  • Schwangere
  • Medizinisches Personal

Wer gehört zu den Risikogruppen

Die Risikogruppen für die H1N1-Pandemie 2009 waren:
  • Menschen aller Altersgruppen mit chronischen Erkrankungen
  • Diabetes
  • Herzkrankheiten
  • Chronische Erkrankungen der Atemwege, einschließlich moderates und schweres Asthma
  • andere Zustände, welche die Atmung einschränken oder andere chronische Erkrankungen hervorrufen, wie beispielsweise extremes Übergewicht oder einige Behinderungen
  • Schwangere
  • Kinder unter zwei Jahren, insbesondere bei Entwicklungsstörungen des Nervensystems

Warum gehörten Schwangere zur Risikogruppe?

Erfahrungswerte zeigen, dass Schwangere im Vergleich zu anderen Erwachsenen ein fünffach erhöhtes Risiko haben, sehr schwer an H1N1 zu erkranken. Das Risiko, als Folge einer H1N1-Infektion so schwer zu erkranken, dass eine Behandlung auf der Intensivstation notwendig wird, ist sogar um das Zehnfache erhöht. Aus diesem Grund hatten die Gesundheitsbehörden im Winter 2009 entschieden, Schwangere in die Risikogruppen aufzunehmen.

Welche H1N1-Impfstoffe waren 2009 zugelassen?

In der EU wurden drei H1N1-Impfstoffe für den Gebrauch zugelassen. Dabei wurde der positiven Empfehlung des Komitees für die Anwendung medizinischer Produkte am Menschen (CHMP) gefolgt.
Die zugelassenen Impfstoffe sind Focetria® (Novartis), Pandemrix® (GSK GlaxoSmithKline) und Celvapan® (Baxter). Diese Impfstoffe wurden im Schnellverfahren zugelassen und enthielten Verstärkerstoffe (Adjuvantien), was zu einer heftigen öffentlichen Diskussion über deren Sicherheit führte. Alle Hersteller von H1N1-2009-Impfstoffen verwendeten den gleichen Herstellungs- und Testprozess, der auch für die saisonale Influenza und die H5N1-Influenza Anwendung findet (Vogelgrippe). Die Impfstoffe gegen Vogelgrippe (so genannte Modell-Impfstoffe) wurden bereits in klinischen Tests getestet, in die auch Kinder über sechs Monaten (Novartis) bzw. über drei Jahren (GlaxoSmithKline) einbezogen waren. Klinische Erfahrungen mit Kindern in einer größeren Anzahl lagen nicht vor.

Die Inhaltsstoffe der Vogelgrippe-Impfstoffe waren, bis auf das Virusmaterial selbst, identisch mit denen der für die H1N1-Impfung. Die Ergebnisse der klinischen Tests, sowohl zur Sicherheit als auch zur Effektivität des Impfstoffs, waren gut.
Daten für Schwangere, chronisch Kranke sowie Menschen mit Immunschwächen wurden während der klinischen Tests nicht erhoben. Diese Einschränkung ist bei der Zulassung von Impfstoffen gängig, die fehlenden Erfahrungen werden in der Regel nach der Einführung des Impfstoffs gesammelt.

Was sind Verstärker und warum wurden sie bei Pandemie-Impfstoffen eingesetzt?

Einige Pandemie-Impfstoffe enthielten Adjuvantien, Substanzen, welche die Reaktion des Immunsystems auf das Virus-Antigen und damit die Wirksamkeit des Impfstoffes verstärkten.
Die für Europa lizenzierten Impfstoffe enthielten zwei Typen von Adjuvantien, die auf den Substanzen Alaun oder Squalen C30H50 basierten. Während die Alaun-basierten Adjuvantien in den letzten 60 Jahren in vielen Impfstoffen eingesetzt wurden, waren die Squalen-basierten Verstärker, die in dem in Deutschland eingesetzten Impfstoff Pandemrix® von GSK eingesetzt wurden, relativ neu. Sie wurden seit 1997 in Impfstoffen gegen saisonale Influenza verwendet, die insbesondere für die Impfung älterer Menschen vorgesehen waren. Seit ihrer Einführung waren in Europa 45 Millionen Impfdosen mit diesen Squalen-basierten Adjuvantien verwendet worden.

Squalen ist eine natürlich vorkommende Substanz. Es handelt sich um einen Bestandteil menschlicher Zellmembranen, die normalerweise in der Leber hergestellt wird und im menschlichen Blut zirkuliert. Sie wird kommerziell aus Fischöl gewonnen und in einer Reihe von Lebensmitteln, Kosmetika, nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten und Zusatzstoffen verwendet. Das in den Impfstoffen verwendete Squalen wird aus den Lebern von Haifischen gewonnen, gereinigt und chemisch aufbereitet.

Was is Thiomersal und warum wird es in Pandemie-Impfstoffen verwendet?

Thiomersal ist das Natriumsalz einer organischen Quecksilberverbindung, die entweder in den Anfangsstufen des Herstellungsprozesses der Impfstoffe eingesetzt wird, oder als Konservierungsmittel den fertigen Impfstoffen zugesetzt wird. Es verhindert, daß die Impfstoffe von Mikroorganismen verunreinigt werden. Speziell Durchstechfläschen zur mehrfachen Entnahme einer Injektionsdosis machen eine Konservierung aufgrund gesetzlicher Vorschriften zwingend erforderlich, weswegen beispielsweise auch manche Pandemieimpfstoffe (z.B. Pandemrix®) Thiomersal enthielten.

Quecksilber findet sich normalerweise in Lebensmitteln, insbesondere in Fischen und Meeresfrüchten, hauptsächlich in der Form von Ethylquecksilber. Die normale Belastung mit Ethylquecksilber liegt in Europa im Rahmen der internationalen Grenzwerte.
Nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation für Nahrungsmittel war die Gesamtdosis an Thiomersal, die in ein oder zwei Dosen des Pandemie-Impfstoffes enthalten ist, unbedenklich für die geimpften Personen. Dies wurde auch durch den langjährigen Einsatz dieser Substanz in anderen Impfstoffen bestätigt.

Was waren die erwarteten Nebenwirkungen der Pandemie-Impfstoffe?

Wie erwartet waren Art und Auftreten von Nebenwirkungen des H1N1-Impfstoffes mit den Nebenwirkungen saisonaler Impfstoffe vergleichbar. Die häufigsten Nebenwirkungen waren leichtes Fieber, Schmerzen, Müdigkeit sowie Rötung oder Jucken an der Einstichstelle.
Menschen mit einer lebensbedrohlichen Allergie gegen Hühner, Hühnereier oder anderen Sustanzen des Impfstoffes, durften nicht geimpft werden.